Dienstag, 16. August 2016

08/10/1855 (Albert)

                Victoria den 8 October 1855

(A.    S. – Sâ, Camara)

Mein liebster Herzensbruder

Du wirst Dich jedenfalls in einer höchst racheschnaubenden Stimmung gegen mich befinden, weil ich Dich, gegen alle Regeln des Briefstyls, der Höflichkeit, der brüderlichen Liebe, & der Sympathie, so rasend lange auf eine Antwort habe warten lassen, die ich von Rechts wegen, so gleich bei Empfang Deines Briefes (20 September) vom 1 August 1854, hätte sollen vom Stapel laufen laßen, mit obligater Begleitung von Kanonendonner, Festflaggen, Kränzen ect. Gerne würde ich Deine ganz famose Heirath mit einigen Sonetten oder sonstigen lirischen Locksprüngen feiern, aber, in Ermanglung von Parnassus & Pegasus erklimme ich auf einem gemüthlichen brasilianischen Klepper den großen Berg hinter meinem Hause, den ich aus böhmischer Reminiscenz mit dem Ehrentittel Pičorez belegt habe, & von welchem aus ich eine herrliche Fernsicht übers weite Meer habe; mit nach N.N.O. gewandten Gesicht, breite ich die Arme sehnsüchtig nach Dir aus um Dich recht herzlich zu umarmen & die Augen möchten mir dabei fast feucht werden; ein Gleiches thäte ich gern mit Deiner lieben Frau Gemahlin, was Dir übrigens, in Folge der höchst respektabeln Entfernung von einigen 2000 Meilen durchaus nicht zu eifersüchtigen Empfindungen Veranlaßung geben kann, zumal es leicht möglich ist, daß die Umstände mir nur gestatten, diese transatlantische Umarmung höchst eigenhändig zu ratificiren. – Mein bester Albert! möge Dir die Vorsehung alles Glück, alle Zufriedenheit & Wohlergehn, an der Hand Deiner jungen, liebenswürdigen Lebensgefährtin, reichlich zumessen, wie Du es verdienst, denn Du warst von jeher unter Allen Deinesgleichen eine ausnahmsweise Erscheinung; ohne Kopfhängerei, Mystik & Pietismus hast Du Dich stets auf dem Standpunkt eins ächten, ehrenwerthen, angenehmen Christen erhalten. Wenigen gelingt Dies. Ich habe jederzeit Deine rationelle & moralische Ueberlegenheit, ohne Neid & Eifersucht anerkannt, & mich darüber gefreut, wo möglich mir auch einiges Verdienst daraus angeeignet, als leiblicher Bruder, nach Art der Katholiken:
                                       Weil das Verdienst der Heil’gen Geister
                                       Für alle Menschen überschwenkt
                                       Seid Ihr der Gnade Brunnenmeister.
                                       Zum Scudi wird sie ausgeschenkt.

Der letzte Vers paßt übrigens nicht hieher & ist nur der Vollständigkeit des Reims wegen angeführt. – Factum est aber, daß ich lieber Dein Bruder sein will, als der sämtlicher junger Männer, die ich in zwei Hemisphären kennen gelern habe, & zwar nicht aus Fügung in das fait accompli, sondern aus warer Ueberzeugung, Vorliebe & Wahlverwandtschaft. – Unser gegenseitiges Verhältniß & die Umstände unter denen wir leben, sind der Art, daß du diese meine Redensarten ein buchstäblich nehmen kanntest, da dieselben unmöglichen Weise als das fade Panegyritum eines interessirten Protegé’s betrachtet werden können. – Obwol Du eigentlich, als «kreuzsolides Haus» eher für den famosen Ehestand geschaffen bist, als ich, der stets eine gewiße Rekrudescenz von Vagabundismus in meinem Innern beherbergte, so wird es nur doch schwer mir Dich als wohlbestallten Ehegatten, respektiren Familienvater vorzustellen, wie Du im übersprudelnden Selbstgefühl conjugaler Würde, mit etwas egoistischer, alt Castilischer Grandeza, die Gesellschaft Deiner jedenfalls sehr hübschen Frau durch das Weltal stolzirst eclaboussant & coudoyant les moins fortuné. – «Gleich zu gleich gesellt sich gern» ist ein Sprichwort, das in aller Sprachen übersetzt worden ist, - & das sich jedenfalls auch auf Dich beziehn kann; deßhalb bin ich fest überzeugt, daß meine inniggeliebte Schwägerin, abgesehn von den äußerlichen Reizen, von denen nur unsere Mutter & Schwester, noch lange bevor von irgend einer Verbindung die Rede mehr geschrieben haben Dir auch an kerngediegenem Gehalt & ächtchristlichem Gemüth gleich kömmt. – Möge Euch der Himmel segnen, möge er Euch alle Wohlfahrt & Glückseligkeit senden, deren Ihr würdig seid & die ich Euch täglich von der Gnade des Schöpfers herabstehn. – Mögerst Du mein lieber Bruder mehr Rosen als Dornen auf deinem Lebenspfad treffen. Dein zweites Ich ist zu freundlich, zu liebevoll gesinnt um nicht dies Seinige dazu beizutragen.

Ich meines Theils habe mir einen gestählten Panzer über den Cadaver gezogen, um die Schläge des Schicksaals als Dickhäuter auszuhalten. Mein Loos falle wie es will; ich habe schon eine ziemliche Provision von Indifferentismus gemacht, & tauchte mich in dieser Tugend zu stücken. Es ist etwas Entsetzliches allein – allein auf einer halben Erdkugel zu existiren. Mein Wille war es mich zu expatriiren & ich werde daher jederzeit mich still & ergeben in die Fügungen meines Schicksaals fügen, obwol es hart ist mit 20 Jahren hinausgeworfen zu werden ins Weltgetümmel ohne Stütze, Ermuthigung & Antrieb. Mir ist das Leben unter Negern entsetzlich zuwider & dennoch muß ich mich darein fügen es wahrscheinlich mit ihnen zu fristen. Was die Negrophilen über das traurige Loos der Neger faseln ist Unsinn & Lüge; nicht die Neger – deren Herrn sind zu beklagen & zu bedauern & sie sind die wahren Sklaven ihrer Sklaven. Du eiferst über die Schlechtigkeit & Verdorbenheit Eurer Europäischen Beamten, Arbeiter ect. ich kann Dich aber ohne Uebertreibung versichern, daß dieselben besser sind als die Neger, auch weil ich sie kenne & daher mit letztern vergleichen kann, sondern auch weil es unmöglich ist daß auf der Welt etwas Schlechteres oder eben so schlechtes giebt als den Neger. Einen schlechten Arbeiter oder Bedienten in Europa schickt man fort & nimmt man einen andern & ist so jedes Aergers & aller Arbeit enthoben. Nicht so ein schlechter Neger; diesen muß sein Heer nolens volens aushalten & sich täglich mit ihm aergern & ihn ohne Vortheil füttern & pflegen. Du wirst wahrscheinlich sagen: warum wird ein solches Subjekt nicht zurechtgeprügelt? Hierauf kann ich dir aus eigener & fremder Erfahrung erwidern daß dies unmöglich ist: an leichte Züchtigung gewöhnt er sich & macht sich nichs daraus; geht man ihm zu energisch zu Leibe so läuft er fort oder hängt sich auf & man verliert sein Kapital. Verkaufen kann man solchen Kerl auch nicht, da Niemand Lust hat sein Geld daran zu wagen. Unter dem gemeinen, ungebildeten Theil der Menschheit ist der Negersklave das Glücklichste Wesen, das einzige Wesen der Welt das nie Sorgen hat. Sein Herr muß für Alles sorgen: er mag arbeitsam oder faul, gesund oder kränklich sein, mag Kinder haben oder nicht. Er arbeitet seine 10 – 12 Stunden täglich, wenn er sich eben nicht krank stellen mag & damit basta. Dafür bekommt er täglich, er mag arbeiten oder nicht, sowol am Werk- als an Sonn- & Feiertagen seine ¾ Pfund Fleisch & in Gemüse das Equivalent von 5 Pfund Kartoffeln, mit den nöthigen Zubehör & seine Ration Branntwein. Jährlich zweimal einen vollständigen Anzug für die Arbeitstage & einmal einen Sonntagsanzug & das nöthige Bettzeug. Ferner bekömmt er sein solides, wohnliches Haus, nach der größe seiner Familie geräumig berechnet, nebst den nöthigen Geräthschaften; dazu einen Garten hinter dem Hause & ein Stück Land so groß er will um in seiner freien Zeit zu bearbeiten, woraus ein thätiger Neger nicht wenig Nutzen zieht. Endlich hat er die Fakultät & nöthige Erleichterung um sich Schaafe, Schweine & Federvieh zu ziehn & zu jagen & zu fischen so viel er mag & kann. Du siehst also, daß, trotz dem für alle Lebensbedürfniße reichlich gesorgt ist, denselben unzählige Erwerbquellen offen stehn zum Erlangen des Ueberflüßigen, des Luxus. Wird ein Neger krank so genießt er die sorgfälligste ärztliche Behandlung & während der Reconvaleszenz, die er natürlich gern so lang wie möglich macht fehlt es ihm nicht an Kraftbrühen, altem Wein ect. Kömmt eine Negerin nieder so wird sie oft mehrere Monathe von allem Dienst dispensirt, erhält alles nur irgend Nöthige bei dieser Gelegenheit & so lange das Kind lebt eine monathliche Gratifikation in Geld. Vergleiche dies Loos mit dem unserer Arbeiter, selbst in den Gegenden wo sie am Besten daran sind & du wirst wol, ohne langes Nachdenken, entscheiden welche glücklicher sind. – Nur wirst Du freilich die Einwendung machen: Das sei Alles schön & gut, es fehlt aber dem Sklaven das kostbarste Gut, die Freiheit. – Irrthum & Wahn! – So lange er Sklave ist fehlt sie ihm allerdings, es sind ihm aber alle Mittel in die Hand gegeben sich seine Freiheit in einem mehr oder minder großen Zeitraum zu erwerben. Im Durchschnitt kann man hiezu 10 Jahre annehmen, obwol natürlich darin große Abweichungen vorkommen. Jeder Sklave, der frei werden will wird frei, wenn er nicht früher stirbt. Sein Herr kann & wird nie daran hindern, da er wol weiß, daß wenn ein Neger gewaltsam in der Sklaverei behalten wird, derselbe sich unbedingt entleibt, & der Besitzer verlier sein 1000 fl. Daher, wird jeder Herr, dessen Neger sich frei kaufen will demselben einen Preis machen, der unter dem realen Werth desselben ist; thut er dies nicht, sondern überschätzt den Neger, so sind die Gerichte da, die in dieser Hinsicht die Sklaven ganz besonders protegiren; diese bestimmen alsdann einen billigen Preis. Nun fängt er an in seinen Freistunden gehörig zu arbeiten & das Gewonnene zu sparen, bis er ungefähr die Hälfte seines Lösegelds seinem Herrn abgeben kann, welcher ihn denn gewöhnlich taktisch aber noch nicht legal losläßt, d. h. der Neger kann gehen wohin er will & thun was er will, erhält aber noch nicht seinen gerichtlich ausgefertigten Freiheitsbrief, der ihn erst wirklich zum freien Mann macht. In dieser Lage ist es ihm nun ein Leichtes die andere Hälfte seines Lösegelds zusamenzubringen & seinem Herrn gegen Empfang seines Freiheitsbriefs abzugeben. – Du siehst mithin daß es Sklaven giebt weil die Neger es so wollen, widrigenfalls, ohne Revolution & Gewaltthat, die Sklaven selbst die Sklaverei aufheben könnten. Hier auf Victoria könnte sich jeder arbeitsame Neger in 5 – 6 Jahren frei machen, aber sie vergeuden & verschleudern lieber das Geld, als es zu diesem Zweck zusamen zu sparen. Ich kann Dir kein überzeugenderes Beispiel geben, daß der Neger, im Allgemeinen, für seine Freiheit ganz gleichgültig, mithin ihrer unwürdig ist, als daß ich selbst Negersklaven kenne, die Herrn & Besitzer von zahlreichen Sklaven (mithin sogar Mulatten) sind, die sich daher jeden Augenblick frei kaufen könnten & ein hübsches Kapital zu ihrem Unterhalt noch behielten, & die es vorziehn in Sklaverei zu bleiben & zu sterben. Warum? Weil der Neger so entsetzlich faul & gleichgültig gegen Alles ist, daß er höchstens durch Schläge gezwungen einen Entschluß faßt & eine Aenderung an seinem statu quo vornimmt.

Eine rühmliche Ausnahme hievon machen die Nagó, ein Negerstamm von der Ostküste von Africa: prächtige Kerls, stark tatoviert, die Sinn für Freiheit & Ehrgefühl haben; äußerst schwer zu regieren & zu discipliniren. Es ist selten daß ein Nagó über 10 Jahre Sklave bleibt; gewöhnlich vor Ablauf dieser Zeit kauft er sich los, oder wenn ihm die Sache ausnahmsweise unmöglich gemacht wird bringt er sich um; oder zur Abwechslung schlägt er auch mitunter seinen Herrn tod. Diese Neger sind der Anhänglichkeit, Dankbarkeit selbst des Edelmuths fähig, & die wenigen Züge edler Thaten, die den unbeschäftigten Romanschreiben Stoff zu einem Conglomerat von Lügen & Albernheiten lieferten stammen von den Nagó. Besagte Romanenschreiber, statt mit der Waffe ihres Talents das Prinzip der Sklaverei, dieses schäuderlichen Stigmats der Menschheit, anzugreifen, fahren sie wie der donnernde Zeus über die Sklavenbesitzer her, die wahrhaftig nicht zu beneiden sondern zu beklagen sind. Während dieselben, mit derselben Sach- & Lokalkenntniß, als Levaillant in seinen Afrikanischen Reisebeschreibungen, ihre Utopien so gut wie möglich zusamenflicken, laßen sie einen halbverhungerten freien Weltbürger, aleas Bettler, durch ihren Bedienten per Fußtritt die Treppe herunterspediren, weil er frech genug ist arm zu sein & den Herrn in seinem weichgepolsterten Lehnstuhl, hinter seinem wohlservirten Theetisch bei seinem Menschheitsbeglückungsakt, zu stören. – Daß mitunter entsetzliche Grausamkeiten & Unthaten vorkommen kann nicht geleugnet werden; daß diese in frühen Jahrhunderten, als die Menschheit noch roher & der Preis der Sklaven viel geringer war, ist leider wahr; dies bezieht sich jedoch auf die ganze Welt. Und die Verbreiter der äußerst seltenen, oft erlogenen Grausamkeiten, die sich Negerbesitzer gegen ihre Sklaven erlaubten, mögen die Analen der Criminalgerichte ihres Landes, des civilisirten, freien Europas, sorgfältig durchgehn & sie werden sich kaum erkühnen noch so laut zu sein. – Wer ohne Schuld ist der werfe den ersten Stein auf sie! hat unser Heiland gesagt. Und viele unüberlegte Eiferer sollten dies Wort beherzigen, & zuerst vor ihrer eigenen Hausthüre das europäische Elend & den nahmenlosen Jammer so Vieler wegkehren, ehe sie den Besen ihrer Rhetorik über den Ocean schwingen um den Koth negerischer Indolenz rein zu fegen. –

Du wirst diese meine Polemik zu Gunsten der Sklavenbesitzer vielleicht als einseitig & partheiisch betrachten da ich als Stellvertreter eines großen Sklavenbesitzers & als Sklavenbesitzer selbst, hierin keine entscheidende Stimme habe & meine Unpartheilichkeit verdächtig erscheint. Doch sollte es mir leid thun wenn Du mich für fähig hieltest dem Prinzip der Sklaverei zu huldigen. Ich verabscheue dasselbe sowol aus dem moralisch-sittlichen Grunde als aus vielen andern; es ist der Fluch des Landes; & ich habe Brasilien lieb, es ist meine wahre Heimath, mein Canaan. Die Abschaffung der Sklaverei wird eine entsetzliche Krisis für diejenigen sein, die dieselbe in Brasilien erleben werden, aber heilsam wie eine jede, die überstanden wird. Keine Genesung von einem gefährlichen Uebel ohne vollkommene, ungestörte Krisis! Möge sie bald eintreten, so lange ich noch kräftig & jung bin, damit ich das Meinige in der daraus folgenden allgemeinen Umwälzung beitragen kann; mit Freude würde ich das verrostete Schwerdt aus der Scheide ziehn & mit Begeisterung & Aufopferung für das Wohl, das Emporkommen, die wahre Freiheit Brasilien’s kämpfen, & auch errungenen Sieg würde ich, als zweiter Cincinatus, mit inniger Zufriedenheit zu den Laren meines Krautjunkerthums zurückkehren. – Viva Brasilien! könnte ich Euch Alle meine Lieben hieher nach Brasilien hexen, so wäre es mir sehr gleichgültig, wenn sich die Russen mit den Türken, Engländern, Franzosen, Italienern ect per bastonade oder Höllenmaschine gegenseitig total zerstörten & die ganze Welt bei dieser Gelegenheit unter einem Feuerregen spurlos verschwände; so gleichgültig, daß ich mir gar nicht danach umsehn würde & mithin nicht Gefahr liefe das Schicksaal der Madame Loth zu theilen.

Du wirst wol schon aus meinem Brief an unsern Vater (d.d. 1 August) erfahren haben, daß ich vielleicht auf dem Sprunge bin die Pflanzung Victoria zu verlaßen, in welchen Falle ich auch alsdann ins Innere der Wälder zurückziehn würde, um als Naturmensch mein Leben zu fristen, ein mühevolles aber herrliches Leben, wobei denn freilich meiner Kinder als währe Söhne & Töchter der Wildniß heranwachsen würden. Sollte es mir hingegen gelingen die Pflanzung zu kaufen, so würde ich meine Kinder wenigstens auf einige Zeit nach Europa thun. Als Egoist wünsche ich mir die erstere Lebensart; als guter Familienvater die letztere. Das Kleeblatt meiner Progenitur würde sich auch weit besser in letzterm Falle befinden. Ich aber erwarte mit Gelaßenheit die Wendung des Schicksaals, es sei wie es wolle.

Da Du so gütig bist mir in Deinem Brief einige Details über die Familie Deiner Frau zu geben, will ich auch nicht zurückbleiben. Das Porträt meiner Ehehälfte hast Du schon gesehn; es ist übrigens sehr schlecht getroffen. Das Original hat glücklicherweise nicht dies griesgrämige Gesicht & diese Trüffelnase die in der Copie erscheinen. Sie hatt helle Augen & Harre, ist unter der mittlern Größe & eher mager als beleibt; ist meist heiter & guten Muths, reitet vortrefflich & singt mit melodischer Stimme die schönen brasilianischen Nationallieder, indem sie sich auf der Zither begleitet, was ich besonders gern höre, wenn wir Nachts beim herrlichen Mondschein auf dem Balkon sitzen, während das dumpfe Rauschen des fernen Meers & das schauerliche Getöse des nahen Urwalds den obligaten Baß & Barriton dazu brummen. Was meine Kinder betrifft, so ist die kleine Amelia & der jüngste Cherubino ganz mir nachgeschlagen, mithin haben sie die vorherschenden Abzeichen der May; der kleine Fernando hingegen zeigt durch seine schlankere Bauart, seiner owale Gesichtsbildung & die großen, lebhaften Augen, daß in ihm das Blut der vorherschend ist. Ueber meinen Schwiegervater könnte ich einen hundertseitigen Brief abfaßen; einiges von den Erlebnißen seiner Familie will ich Dir aber erzählen, es wird dazu dienen die verschiedenen Persönlichkeiten näher zu bezeichnen. Er ist ein überaus lebhafter, kräftiger, schöner Mann, der eher für meinen Bruder genommen werden könnte, & dem gewiß Niemand seine Großvaterschaft ansieht. Ueberaus dienstfertig, fröhlich & angenehmer Gesellschafter; verzweifelter Jäger, der den wilden Indianern in Geschicklichkeit & Tollkühnheit auf den Jagden nichts nachgiebt. Seine Frau ist etwas stolz & kalt, hat aber für mich, vom ersten Male an da sie mich sah eine wirklich magnetische Freundschaft & Sympathie gefaßt, so daß ich ihr Spezial bin. Es ist eine Frau von seltener Umsicht, Thätigkeit & Energie, welche fast außschließlich alle Geschäfte leitet, während der Mann sich mit den Jaguarn im Walde oder den wilden Pferden in der Steppe herumbalgt; ihr Äußeres besteht aus einem ächt aristokratischen Profil, einer ziemlich hohen Gestalt & einem erträglichen embonpoint, große, geschwarze, funkelnde Augen, im Gegensatz zum Herrn Gemahl, der ächt germanische, himmelblaue Augen hat. Das älteste der Kinder ist meine Frau, jetzt 22 Jahr alt. Das zweit ein Sohn, Nahmens Egidinho (das Diminutif von Egidio) ein hoch aufgeschloßener, aber schwächlicher, kränklicher Jüngling, der sich soeben in den Flegeljahren befindet.; ein gutes Haus, dessen Geist aber durch den krankhaften Körper an seinem gehörigen Aufschwung gehindert wird. – Das dritte Kind ist meine kleine Schwägerin Liberia, ein allerliebster Backfisch von 14 Jahren; etwas schnippisch & coquet, die aber selten ihre heitere Laune an mir ausläßt, weil sie mich als eine Art Respektperson betrachtet. – Das vierte endlich ist ein 8 jähriger, ausgelaßener kleiner Bengel, wie sie alle in diesem Alter sind & wie wir auch waren, der den hochtrabenden Namen Ulisses führt.

Da hast Du die Familie meiner Frau. Außer dieser wohnen hier in meiner Nachbarschaft der General & der Major von , beides Brüder meines Schwiegervaters, welche mit zwei Schwestern meiner Schwiegermutter verheirathet sind, mit ihren Familien. Ich wohne mithin in der Mitte der Vewandten meiner Frau, was sowol ihr, als mir äußerst angenehm ist. Zu meinem Schwiegervater reiten wir in einer Stunde, zum Major Christiano de Sá in 2 & zum General Joze de Sá in 3 Stunden. – Ein vierter Bruder der Hauptmann Frederico, der auch mit einer Schwester meiner Schwiegermutter verheirathet war, jetzt aber Wittwer ist, wohnt tief im Innern des Landes & treibt Vieh- & Pferdezucht. Der fünfte & jüngste Bruder Guilherme fiel auf dem Schlachtfelde von Piraja, anno 1838.

Jetzt einige Erlebniße dieser zwei Familien & Cámara, die, wie Du siehst, durch eine vierfache Heirath innig miteinander verknüpft sind & doch, durch Bürgerkrieg & politischen Fanatismus sich einander bekriegten & gegenseitig ihre großen Reichthümer zerstörten. Seit der Independenz Brasilien’s existirten & existiren bis auf den heutigen Tag zwei Partheien. Die Sacoaremas, oder die portugiesische Parthei, welche die Unabhängigkeit Brasilien’s beklagt & verflucht & Alles thut um die Vortheile & wo möglich wieder die Herrschaft der frühern Metropole zu fördern. Die andere Parthei, die Santa Luzia, besteht aus den Veteraney des Freiheitskriegs, der jungen Generation & den patriotisch gesinnten Brasilianern. Die ersten hat fast immer die Oberhand gehabt; Das «Warum» wäre zu weitläufig zu erläutern. Der Chef des Hauses Cámara, Onkel meiner Schwiegermutter, geborner Portugiese, gehörte natürlich zur erstern; im Jahr 1833 war dies der Marquis von São João Marques. Der Chef des Hause Sá-Bethencourt um dieselbe Zeit war der alte Joze de Sá, Ritter der Ehrenlegion, Mitglied der Akademie der Künste zu Paris & Kammerherr Cars X von Frankreich; er gehörte mit Leib & Seele zu den Sta. Luzia. Diese beiden Familien waren in Minas Geraes anfäßig, wo sie ungeheure Besitzungen – Cafe & Zucker; Viehzucht im kolossalen Maßstab & die reichsten Gold & Diamanten Bergwerke besaßen (diese letztern werden jetzt von Engländern ausgebeutet). Im Jahr 1832, neun Jahre nach der Emanzipation Brasilien’s, kam es in dieser Provinz zu Reibungen, zwischen den beiden Partheien, die zuletzt in allgemeinen, blutigen, grausamen Bürgerkrieg übergiengen, welcher diese reichste & schönste Provinz des Landes in eine Wüste zu verwandeln drohte. Dem Hergang dieses Krieges, der 1 ½ Jahre dauerte, seine Gründe, Ursachen Endresultate ect. zu erzählen, wäre viel zu umständlich. Die Familien & Cámara standen sich mit größter Erbitterung gegenüber & da der Zweck des Krieges die Zerstörung ist, so fügten sie sich gegenseitig den größtmöglichen Schaden zu. Die Sta. Luzia wurden geschlagen, total geschlagen & aufgerieben. Die Brüder (die am meisten compromittirten der ganzen Parthei) setzen den Partheikampf, auf eigene Faust, noch einige Zeit fort, bis sie durch Uebermacht, Noth & Mangel gezwungen die Waffen streckten, mit Ausnahme meines Schwiegervaters, der wie es scheint, der Dickköpfigste war, & welcher mit einem Geschütz & etlichen hundert Mann Reiter & Fußvolk, als wilder Guerilha Häuptling, sich bis zum Äußersten vertheidigte. Aber, von allen Seiten gehetzt & verfolgt, ohne Lebensmittel & Munition, das ganze Volk, das früher auf seiner Seite war, des langen Haders müde & durch die grausame Rache der siegreichen Parthei erschreckt & niedergedrückt, versagte jede Hülfe & milde Gabe; ein großer Preis war demjenigen verspochen, der ihn tod oder lebendig ausliefern würde; sah er sich genöthigt seinem verzweifelten Unternehmen zu entsagen. Nach letzter, glänzender Waffenthat, bei welcher er sich durch den, ihn umzingelnden 6 mal überlegenen Feind, durchschlag, versammelte er seine Leute & nachdem er ihnen seine ganze, ziemlich bedeutende Baarschaft ausgetheilt hatte entließ er sie; unter Thränen & Wehmuth trennte sich dieser kleine Haufen von Helden; das Geschütz wurde vernagelt. Mein Schwiegervater floh in die wilden Gebirge des Westens. Hier lebte er verkleidet & verborgen 8 Monathe, bald als Maulthiertreiber, bald als Fuhrmann, bald als Schleichhändler. Aber in diese wilden Schluchten drang die Nachricht der Mord- & Raublust der Sacoaremmas, wie sie Alles confiscirten, & was nicht zu nehmen war zerstörten, dabei Weiber, Kinder & Greise erbarmungslos wiedermetzelten; mein Schwiegervater war auch durchaus nicht für dieses relativ friedliche Leben geschaffen; dabei sehnte er sich unaufhörlich nach den Heimathlichen Thälern & seiner jungen Frau zurück, die er kurze Zeit nach seine Vermählung verlassen hatte. Sein Exil verlassend, kam er nach 16 Tagen zu Fuss und armselig gekleidet, bleich & hager auf seiner Pflanzung an; überall traf er Schutt & Asche, Zerstörung & Tod an. Ein alter Neger erkannte ihn & führte ihn in die mehr als bescheidene Behausung seiner Frau. 

Du kannst Dir diese Wiedersehensčene denken. Diese war seit fast 2 Jahren von ihrem Gemahl getrennt & seit 8 Monathen nicht nur ohne alle Nachrichten von ihm, sondern man versicherte mit der größten Bestimmtheit er sei bei seinem letzten Gefecht, wo er sich so tapfer durchschlug gefallen; Viele wollten seine Leiche gesehn haben. Zur Vergrößerung der Freude, der glücklichen Ehegatten zeigte meine Schwiegermutter ihrem Manne ein eben sanft schlummerndes, solides Wesen die kleine Amélia, ungefähr ein Jahr alt. Zugleich erzählte sie ihm ihre & ihres Kindes wunderbare Rettung. Als sie nämlich in den Wehen lag, es war Nacht, kam ein Trupp feindlicher Reiter angesprengt & verlangte Haussuchung zu halten, weil Waffen im Hause verborgen wären; dies war auch wahr. Mehrere Füßer Pulver, etliche tausend Kartuschen, 100 Gewehre & Säbel ect. waren in einem Saale verborgen. Aber mit bewunderungswürdiger Geistesgegenwart gab sie heimlich den Befehl die jungen Pferde, die über Nacht in einen nahegelegenen, umzäunten Raum gethan worden, & deren an hundert waren, los zu laßen, & über den Hof zu treiben. Die Fohlen, froh über diese plötzliche Freiheit galoppirten fröhlich über den Schloßhof, & die Soldaten, die bereits ihre Haussuchung, mit gewohnter Brutalität, angefangen hatten, rannten zu ihren Waffen & Pferden, glaubend ein Trupp feindlicher Reiter komme angeritten. Während dieser Zeit gelang es die Kriegsgeräthe unter das Bett der Kreisenden zu bringen, & da solch brasilianisches Ehebett ein wahres Monstrum ist, gut zu verbergen. Glücklicherweise war diese wilde Soldateska doch nicht unmenschlich genug die Kindbetterin aus ihrem Bette zu jagen & entfernte sich nach vollendeter Haussuchung. Hätten dieselben die verbotene Waare entdeckt, so wäre unbedingt Alles was im Hause war Männer, Frauen & Kinder niedergehauen worden. Du siehst also, daß meine Frau auf einem Arsenal in duodez Ausgabe, auf einem globe de compression das Licht der Welt erblickt hat; glücklicher Weise hat dieser Umstand jedoch nicht auf ihr Gemüth influirt & ihr kriegerische Gesinnungen & Tendenzen verliehn. – Wenige Tage nach der Ankunft meines Schwiegervaters verbreitete sich sogleich die Nachricht; der berühmte Guerrilheiro Egidio sei im Lande, & nicht tod. Er, um jedem Conflikt & Verrath vorzubeugen begab sich allein nach Sabará, dem damaligen Sitz der Regierung, & lieferte sich selbst seinen Feinden. Der süße Pöbel, der ihn vor 1 ½ Jahren als Vaterlandsbefreier, Volksfreund & Helden mit Enthusiasmuß begrüßte & mit Blumen warf, hätte ihn jetzt beinahe gesteinigt & zerrißen. In strenge Haft gebracht hatte er die traurige Freude mehrere seiner frühern Kampf- & Unglücksgenoßen im Gefängniß zu treffen. Die brasilianische Regierung, zu rachsüchtig, zu schwach, zu arm & zu bornirt um über das Schicksaal der Gefangenen gerecht zu entscheiden, sei für Hinrichtung, Deportation, Gefangenschaft oder Freilaßung, entschloß sich zu einem ihrer würdigen Mittel sich der Gefangenen zu entledigen; dieselben sollten nämlich, durch hiezu präparirten & angehetzten Plebs im Gefängniß massakrirt werden. Diese empörende Blutnachricht ward bald allgemein bekannt & je nach den Partheien, mit Beifall oder Entrüstung & Jammer aufgenommen. Du kannst Dir die Lage & Stimmung der Angehorigen meines Schwiegervaters denken, (den von Allen am meisten compromitirt in deßen Gefängniß sogar schon mehrere Schüße durch die Eisengitter gedrungen waren). Aber seine Schwiegermutter, Gemahlin eines seiner unversöhnlichsten Feinde, vereinigte sich heimlich mit seinen Eltern & so brachten sie auf eine wahrhaft wunderbare Weise den ungeheuren Bestechungspreis von einigen 50.000 Fl zusamen (Koffer, Kasten, Credit waren erschöpft, Landwirthschaft & Handel vernichtet) mit welchem der Gouverneur den famosen Rebellen & mehrere Andere entschlüpfen ließ. Der Mordplan auf die Uebrigen wurde dadurch vereitelt. Natürlich war keines Bleibens mehr im Lande für meinen Schwiegervater; seine Feinde & der Plebs hätten ihm nie verziehn, sie um das ergötzende Schauspiel seiner & seiner Gefährten Zerfleischung, geprellt zu haben, & da sie aus ohnmächtiger Rache & Wuth gegen ihn, sich nun an seine Brüder wandten um doch auf eine Art Opfer für ihren Mezgerappetit zu bekommen, beschloß die ganze Familie auszuwandern & zu fliehen. 

Heimlich & verborgen trafen sie ihre Vorkehrungen; ihren Grundbesitz tauschten sie gegen andern in Ilhéos um, einem gewißen Marechal Felisberto gehörig, der sie bei dieser Gelegenheit auf die gemeinste Art betrog & ihren Vermögen den Todesstoß gab. Jedermann, ihrem Schwiegervater ganz besonders, mußte dieser Plan verheimlicht werden, was eben keine leichte Sache war.  Endlich, an einem Abend, brach die ganze Truppe von verschiedenen Punkten, auf, die 4 Brüder , mit ihren 4 Frauen & 11 Kindern von denen das älteste 8, das jüngste ½ Jahr alt war, nebst einigen 50 Maulthiertreiben, Jägern & Sklaven. 78 Maulthiere dienten zum Transport der Menschen, des Gepäcks, der Lebensmittel & anderer Gegenstände. Obwol Todesangst die Schritte der Reisenden beflügelte, dauerte die Reise doch von der Gegend von Villa rica in Minas bis Ilheos 4 ½ Monathe. Die Entfernung mag, mit allen Krümungen & Umwegen, etwa 200 Meilen betragen, eine Reise, die man in Europa, selbst abgerechnet Dampf & Extrapost, in drei Wochen & weniger zurücklegen würde. Was während dieser Zeit an Entbehrungen, Gefahren & Qualen ausgehalten würde, gränzt aus Fabelhafte. Oft hatten sie ihre Feinde, die sie energisch verfolgten, auf dem Nacken & entgingen ihnen nur durch jene, dem Urwaldbewohner bekannten Kniffe, die F. Cooper so treffend in seinen Romanen beschreibt: verkehrter Beschlag der Lasthiere, lange Märsche in Wasser, Brechen der Aeste, trügerische Nachtfeuer & auf falsche Spur tragen der gefallenen Maulthiere. Die Frau des Majors wurde unter Wegs mitten in der Wildniß von einem Knaben entbunden. Denke Dir die Annehmlichkeit der Frau & für die Begleiter. Das Schlimmste war aber, daß die Maulthiere, durch die starken Tagmärsche im Anfang & den gänzlichen Mangel an Futter, bald erschöpf wurden, so daß kein Tag vergieng, nachdem sie 10 oder 12 Tage geflohn waren, an dem nicht eines oder mehr krepirten oder unfähig war weiter zu gehn; diese mußten getödet & weit aus dem Wege geschafft werden, das Geschir & die Last die sie trugen auf Bäume gehängt, als einziges Mittel dem Feinde seine Spur nicht zu vorrathen. Die Zahl der Lastthiere war bald sehr gering; die besten, auf denen die Damen & die Negerinen mit den Kindern ritten mußten, nachdem sie in Nachtquartier angekommen waren, wieder einige Meilen zurück um den hintennachhinkenden, magern Thieren ihre Last abzunehmen. Natürlich konnten nur kleine & immer kleinere Tagreisen gemacht werden. Die Männer gingen bereits sämtlich zu Fuß. Küchengeräth, Proviant, Betten, Kleider & Wäsche blieben nach & nach alle zurück. Bald war die Carawane darauf beschränkt das erlegte Wildprett (an diesem fehlte es nie) ohne Salz, ohne Zubereitung, ohne Hinzuthat irgend eines vegetabilischen Alliments, nur etwas in Feuer angebrannt, zu seinem einzigen Nahrungsmittel zu machen. Dies war aber noch das geringste Uebel; Der öftere Mangel an Wasser war das Peinlichste. Ein Mann, eine energische Frau erträgt den Durst noch zur Noth, wie quälend er auch unter brennender Sonnenhitze ist; aber die kleinen Kinder! Nachdem sie die Eltern den ganzen Tag vertröstet & hingehalten haben ihren Durst im Nachtquartier zu stillen, erreicht man kein Wasser, & die armen Kleinen strecken weinend ihre Arme nach einem kühlenden Trunk um ihre aufgesprungenen, brennenden Lippen zu netzen & erhalten nichts als die Thränen der Mutter, & wer weiß, vielleicht auch des Vaters. Das ist entsetzlich! Das sonst so gastfreundliche Brasilien war durch den langen Bürgerkrieg ganz entartet. In den Wohnungen, die die Flüchtlinge alle 8 oder 10 Tage trafen, bekamen sie Nichts, wurden auch sogar gewaltsam verjagt. Jeder war mißtrauisch & mißvergnügt. Banden von Abentheurern durchliefen & plünderten das Land; Spione der Regierung durchspähten es, um die Gesinung der Unterthanen zu erfahren; Abentheurer aller Art machten sich die allgemeine Abspannung & die theilweise Anarchie zu Nutzen. Ein mal aber, als unsern Emigranten nicht nur jeder Verkehr auf einer jener entlegenen Niederlaßungen grob abgeschlagen wurde, sondern man ihnen selbst das Wasser aus den Brunnen verweigerte, entbrannte in ihnen der gerechte Zorn. Sie stürmten das Etablissement & nahmen gewaltsam, was man ihren Bitten & ihren Gold verweigert hatte; nachher bezahlten sie aber den zwanzigfachen Werth des Geraubten, worüber der Besitzer so verblüfft & so entzückt ward, daß er nicht nur jede Bezahlung radikal nicht annahm, sondern auch den verfolgenden Reitern, die 3 Tage nach dieser Colision ankamen & sich nach den Flüchtigen erkundigten, eine ganz falsche, entgegengesetzte Spur angab. – Endlich erreichten die armen Wanderer Ilhéos, wo sie statt der gehofften, bereits bezahlten, reichen & wohlorganisirten Pflanzungen, einige verödete, elende Wohnorte fanden, Dank der Spitzbüberei des Marschals Felisberto & der Bestechlichkeit ihres Geschäftsträgers. So mußten denn diese, an Reichthum & Luxus gewohnten Personen wieder von vorne anfangen um sich eine unabhängige Lage zu bringen, was ihnen denn auch nach langen Jahren & unermüdlicher Thatigkeit gelang. Heut zu Tage sind die die wohlhabendsten Gutsbesitzer von Ilhéos. Der Kaiser, nachdem er eine allgemeine Amnestie für die im Kriege in Minas Betheiligten, erlaßen hatte, suchte sich diese Familie, die eine so beispiellose Hartnäckigkeit & Energie in der Aufrechthaltung ihrer Prinzipien gezeigt hatte zur Stütze für seinen auf gläsernen Füßen schwankenden Thron zu machen. Aber umsonst: kein biß in die Angel, die er ihnen vorhielt, mit Orden, Titteln & Pensionen geködert. – Der General ist noch der schwankendste von Allen; seine Brüder nennen ihn daher gern den Cataplasmus, während er meinen Schwiegervater den Senhor bisturi nennt; diese zwei, sehr treffenden Benennungen charakterisiren diese beiden Brüder trefflich; Somit hast Du einige Aphorismen aus der Lebensgeschichte der Familie meiner Frau, & ich sage wie Du: «Wenn wir uns einst wiedersehn erzähle ich Dir die nähern Details.

Was das Attentat auf dein Leben betrifft, wünsche ich Dir von ganzen Herzen Glück zu Deiner Errettung. Ich glaubte nicht daß Dergleichen in unsrem civilisirten Europa vorkäme. Hier zu Lande ist dies eine alltägliche Erscheinung. Auch Ich habe schon erfahren daß nicht jede Kugel trifft & daß mancher zum Mord bestimmte Schuß im Lauf bleibt. Vor Einem habe ich einen Heidenrespekt, das ist der Dolch; ich habe schon 4 Personen, so zu sagen in meinen Armen daran sterben sehn; es ist gräßlich! so ein kaltes Eisen, das einem, stets von Hinten, in den Leib gebohrt wird! da läßt man sich doch noch einen anständigen Schuß gefallen. – Soeben habe ich noch den Verband eines armen Teufels gewechselt, den ich hier in der Kur habe, welcher einen ganz gehörigen Messerstich zwischen der letzten Rippe & der Hüfte hat (erstere ist gestreift) kommt keine Necrosis dazu so glaube ich daß er durchkömt. Der feige Thäter dieses Mordversuchs, empört daß ich ihm, nota bene auf negatiwe Art, ins Handwerkpfuschte, paßte mir letzthin, als ich zu meiner Schwiegermutter, die ernsthaft krank war, auf Krankenbesuch ritt, im Walde auf, um wie er sich geäußerst hat, mich zu erschießen. Aber Wollen & Können sind sehr verschieden. Mit knapper Noth brachte er seine Beine vor den mich stets begleitenden Hunden, durch schleuniges Erklettern eines Baumes, in Sicherheit, daß ich mich halb tod lachen mußte; später erst erfuhr ich daß der Kerl mir zu liebe am Wege lauerte. – Wenn diese Mode in Europa üblich wird, so thut Ihr Alle besser hieher zu kommen. – Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen hier ist Medicin & Chirurgie & Dank der besten Werke in diesem Fache, die ich hier besitze, meiner ausgedehnten Praxis & meinem eifrigen Bestreben zu lernen & mich zu vervollkommnen habe ich mich schon zu einem ganz erträglichen Pflasterkasten herangebildet. Vorigs Jahr herrschte auf der Deutschen Colonie von Caxoeira ein ziemlich bösartiger Typhus, ich hatte aber das Glück, daß mir von den 14 Kranken, die ich in Behandlung hatte, nur 5 starben, wovon einer aus eigener Schuld, während der Rekonvalescens, was, in Betracht der höchst ungünstigen Verhältniße unter deren Einfluß diese Leute leben & erkranken, ein sehr gutes Resultat genannt werden kann. Die Behandlung ist hier ziemlich von der in Europa üblichen verschieden, was durch klimatische, Nahrungs & andere Verhältniße bedingt wird. Dieser Unterschied der Behandlung ist am größten bei äußern Verletzungen; selten oder nie beobachtet man hiebei ein reines Wundfieber; nervöse Symptome gesellen sich demselben gleich bei, im Folge der allgemein vorherrschenden nervösen Constitution in den tropischen Climaten: daher kann das rein atiphlogistische Verfahren nie angewandt werden. Aus diesem Grunde enden dergleichen, mitunter gar nicht gefährliche Wunden, sehr oft mit Starrkrampf & Tod.

Meine Liebhaberei für Thiere habe ich noch beibehalten. Sonderbare Weise werden die Hausthiere hier nie so zutraulich & anhänglich an ihren Herrn & Pfleger, als in Europa. Hingegen werden fast alle wilden Thiere des Waldes mit einer überraschenden Schnelligkeit & Leichtigkeit so zahm, daß sie einem, durch ihre unverschämte Zudringlichkeit lästig werden. Die einzigen die sich schwer oder nie zähmen sind die Rehe & Antilopen, Fuchs, Chacal, Marder- & Iltißarten & das Gürtelthier so wie auch der große & kleine Ameisenbär. Sämtliche Nagethiere, das Capivara (das größte bekannte von dieser Familie, analog dem Hyppopotamus der alten Welt) ein drolliges, gemüthliches Thier, das eine Mischung von Pferde- & Schweinegestalt zeigt, - die verschieden Dachse, das Aguti, die Beutelratten, werden äußerst zahm; deßgleichen der Tapir, die drei Sorten wilden Schweine; alle zum Katzengeschlecht gehörigen Thiere, von großen, schwarzen Panther oder dem schön gestreiften Jaguar bis zur kleinsten Tigerkatze; von ersteren befaß ich ein schönes Exemplar von ungefähr 9 Monathen, da derselbe aber anfing eine ganz besondere Liebhaberei für Federvieh, Lämmer & Ferkel zu zeigen, wollte ich versuchen ihm diese Schwachheit mit der Hundspeitsche auszutreiben, aber diese König der Urwälder, über solch unehrerbiethige Verfahren im Innersten empört, zog sich in eine nahe beim Hause gelegene Citronenhecke zurück & segnete das Zeitliche:

Und so saß er eine Leiche
Eines Morgens da,
Nach dem Fenster noch das bleiche, (es war zufällig pechschwarz)
Stille Antlitz sah.       Requiescat in pace!!!

Noch zähmer wird das befiederte Volk der Wälder; sowol alle Dickschnäbler vom prächtigen rothen oder gelber Aras bis zum niedlichen Cuiaba (einem Papagei, der nicht viel größer, als ein Zaumkönig wird) als auch die überaus zahlreiche Familie des Gallinaceen: der stolze Mutum von der Größe eines Truthahns, sowol als die kleinen Jacu’s. Von allen diesen Vierfüßlern & Vögeln, mit wenigen Ausnahmen habe ich schon beseßen oder besitze ich noch. Auch mehrere Schlangen werden überaus zahm, so namentlich die Cainana, eine in glänzenden Farben schimmerde 10 – 12 Fuß lange unschuldige Schlange, deren einzige Waffe in ihrem Schwanz besteht, welcher allerdings, wenn sie gereizt wird empfindlichere Hiebe versetzten soll, als die bestconstitutionirte Fuhrmanspeitche; ihr Nutzen besteht im Vertilgen der Ratten, Fledermäuse & hauptsächlich aller giftigen Schlangen; man trifft sie daher zahm in vielen Häusern an wo sie mit geisterhafter, unheimlicher Geschmeidigkeit & Geräuschlosigkeit sich in den Credenzschränken, in welchem hohe Stöße von Porzellan & Cristal aufgethürmt sind, herumwindet, ohne auch nur das Geringste zu berühren. – Ich, meines Theils bedanke mich für solche Hausgefährtin, die sich sogar oft zur Beischläferin macht in dem sie zu den Leuten ins Bett kriecht. Man soll sogar Beispiele haben, daß diese Thiere, die bekanntlich die Milch über Alles lieben, zu säugenden Müttern ins Bett krochen & ihnen, während des Schlafs, die Brüste aussaugen, während sie den Säugling mit der größten Behutsamkeit & Geschicklichkeit bei Seite schieben; überhaupt hat diese Schlange viel Sympathie für Kinder & eine große Antipathie gegen Hunde. – Mit Lächeln & Wehmuth besuchte ich jüngst dem Vogelmarkt in Bahia: hier sah ich die ganze Pracht brasilianischer Vögel, wie sie ihre gelehrte Zunge & ihr prachtvolles Gefieder zu bescheidenen Preisen feilbothen, & durch ihr betäubendes Geschrei den Kauflustigen einluden; daneben saßen in eleganter Käfigen, mit hängenden Flügeln, struppigen Federn & traurig vor sich hinbrütend einige arme Stieglize, Finken & Gimpel: Der Prophet gilt nichts in seinem Lande! Der Preis, der bei den Landeskindern nach Franken berechnet wurde, wurde Louis d’ors für die armen Fremdlinge abgeschätzt. -  Was doch Vorurtheil, Mode & Einbildung nicht machen! In Europa schätzt man sich glücklich einen theuern, plappernden Papagei zu haben; hier reißt man sich um einen abgemagerten, stummen Zeisig! – O Eitelkeit der Eitelkeiten!!

In meinen mäßigen Stunden beschäftige ich mich auch mitunter mit meinem Garten; nicht etwa mit Hortikultur, für diese habe ich nie Neigung gehabt, sondern mit dem prosaischen Theil des Gemüsegartens & da geht es mir denn gerade wie den Vogelhändler & Käufern, die ich soeben kritisirte; denn obwol der hiesige Boden die schmackhaftesten, wahrhaftesten & gesündesten Vegetabilien zu Tage fördert, bin ich noch nicht damit zufrieden; ich will auch europäische Gemüse auf meine Tafel. Spargel geräth ganz ausgezeichnet, wie Unkraut, & ist gar nicht mehr zu verwüsten; anders verhält es sich aber mit rothen, gelben & weißen Rüben, Blumkohl, Kohlrabi, Celleri ect. Diese kommen, bei der größten Sorgfalt & Pflege nur sehr schlecht, in jeder Beziehung. Dessen ungeachtet, wenn ich 3 oder 4 Pflanzen dieser Gemüse für die Küche reif finde, so verkrüppelt & elende sie auch sein mögen, reiße ich sie aus, (denn Niemand darf sich den Beeten dieser exotischen Pflanzen nahe) & komme damit triumphirend & stolz, wie ein Kammerherr der eben einen umverdienten Orden erhalten, nach Hause, um dies Produkt meiner Thätigkeit & Weisheit meiner Frau höchsteigenhändig zu übergeben. Diese stürzt mich aber vom Olymp meiner botanischen Selbstzufriedenheit in die Prosa ihrer Kochkessel, mit der Frage: wie das Zeug da, zubereitet würde. Ohne mich außer Faßung bringen zu lassen, debitire ich ihr alsdann ein zusamengelogenes Kochbuchrezept eigener Erfindung & da die Pflanzen an & für sich nicht viel taugen, die Zubereitung wo möglich noch weniger, so kannst Du Dir denken welch excentrischer Hexenbrei auf den Tisch kommt. Aber, mit europäischen Erinnerungen & brasilianischen Ingredienzen gewürzt, verschlinge ich das Gericht, bis zum letzten Bißen, mit sentimental-gastronomischer Wollust. Während Ihr saure Orangen & Ananas (die hier Mist machen) mit eingebildeter Feinschmeckerphantasie & Bergen von Zucker, genießet, suche ich mich hier zur luxuriösen Höhe einiger Rüben & Kohlstauden emporzuschwingen. – Ländlich-sittlich. Man wünscht immer was man nicht hat, & das ist der Unterschied zwischen dem Menschen & dem Mastschwein; dieses hat nie einen Wunsch, es müßte denn die Fütterungszeit verspätet werden; jener ist nie zufrieden, er mag Ruhm, Reichthum, & Ehre besitzen; immer wünscht & will er mehr besitzen. – «Schuster bleib bei deinem Leisten». Oder:

Genieße was dir Gott beschieden,
Entbehre gern, was du nicht hast.
Ein jedes Land hat seinen Frieden,
Ein jedes Land hat seine Last.

Du wirst wol leicht das Plagiat von Gellert erkennen, deßen Lieder & Oden ich noch treu & liebevoll in dem von unserer seeligen Lina mir zurückgelaßenem Exemplar besitze.

Übrigens bemerke ich mit Schrecken, daß ich bereits einen ganzen Stoß Papier an Dich verschmiert habe. Tant pis wenn Du ein gehöriges Briefporto bezahlen mußt.

Sehr leid thut es mir, daß unsere Eltern & Geschwister sich definitiv in Bern etablirt haben. Es knüpfen sich zu viel Erinnerungen an unsere böhmischen Schlößer, als daß ich dieselben so leicht verschmerzen könnte. Daß unserm Vater Bern besser behagt ist eben aus demselben Grunde natürlich, aus welchem aus Kindern Böhmen so magnetisch anzieht. Jeder sehnt sich nach seiner ersten Wiege zurück. Keine Nachricht konnte mir so angenehm & erfreulich sein, als Die der kräftigen, langen Jahre noch versprechenden Gesundheit unserer Eltern. Somit habe ich noch Aussicht dieselben, in diesem Leben zu sehn. Du bist immer bei ihnen & kannst nicht wissen, wie sehnsüchtig es einem Sohn & Bruder, nach bald 10 jähriger Trennung zu den Seinen zieht. – Höchst erfreut war ich über die Nachricht, von Theresens baldiger Heirath. Elise macht es wie jener Gardelieutenant in Berlin: «Johann sehn die hübschen Mädchen nach mir? – Ja wol Herr Lieutenant. – Laß sie schmachten.» Wenn nur meine liebe Elise, ihre Verlobung ankündigen wird, laße ich ein ganzes Dutzend Raketen & Champagnerpfropfen in die Luft fliegen. – Sage Theresen, daß ich ihr nächstens auf ihren Brief antworten werde, so wie auch unserer Mutter & entschuldige mich Dies noch nicht gethan zu haben; ich bin überzeugt daß es Deinem Einfluß & Deiner Rednerkunst gelingen wird mir Gnade & Verzeihung zu erflehen.

Gern würde ich meiner verehrten, lieben Schwägerin einige Zeilen, als Beweis meiner Freundschaft & Dankbarkeit schreiben; aber Gemeinplätze mag ich nicht auskramen; innige, aufrichtige, die Seele durchdringende Empfindungen lassen sich nicht leicht auf dem Papier wiedergeben; daher halte ich es für das Beste Dir den Auftrag zu geben, ihr Alles was ein gefühlvolles Herz für Sie, im andern Welttheil, bewegen kann, von mir auszurichten. Du wirst wol noch einen Apendix zarterer Gefühle, auf eigene Faust anhängen; davon wasche ich mir die Hände. Jedenfalls werden Deine Aussagen & Erklärungen unbedingtern Credit finden, als die meinen.

Grüße Hans Wradzda, Carl Péche, Janskiy, Victorine & sämtliche guten Bekannten & Freunde von mir. Das Hinscheiden des patriarchalischen Hansi habe ich bereits vernommen; der arme Langohr hat uns vor 20 Jahren viel Spaß gemacht.

Da ich nicht recht weiß, unter welcher Adresse Dir diesen Brief zu spediren, schicke ich denselben nach Bern; von da aus wird er Dir, wenngleich mit einiger Verzögerung, doch mit Bestimmtheit zukommen.

Nun lebe wohl mein lieber Bruder, möge der Himmel uns noch einmal zusamenbringen. Empfiehl mich unbekanntes Subjekt der Familie Deiner Ehehälfte & dieser letztern aufs aller Angelegentlichste. Meine Frau läßt Euch beiden die freundschaftlichsten, schmeichelhaftesten Dinge sagen, & sehnt sich lebhaft danach die Bekanntschaft ihrer europäischen Verwandten zu machen. – Adeos! Nimm einen leidenschaftlich freundschaftlichen Händedruck von

                                                                                              Deinem
                                                                                                                              Bruder F. d Steiger.
 














Sonntag, 14. August 2016

"Plantation Victoria"

PLANTATION  VICTORIA.

(1893 – Note a ajouter a la Biografie de Ferdinand)

Cette Plantation, ancien etablissement Jesuite, a une bonne lieue audessus de l’embouchure du fleue Cachoeira, près d’Ilheos, port de mer de la province de Bahia, fut vendue par un de ses oncles a mon frère Ferdinand, par acte du 5 Sept. 1856, pour le prix de 40 Contos & une rente viagere de 2 Contos.

Prix de faveur, puisque mon frère estimait cette plantation, de trois lieues carrées Bresiliennes de terrains & 103 noirs, alors a 80 Contos & son revenu a 10 ou 15 pour cent de ce prix. La taxe d’achat a payer au fise etait Quatre & demi Contos. Le Conto egal alors a 2000 frcs de France. 24 des Negres etaient Africains ; le reste Créoles, c-a-d nés sur la plantation. La culture se bornait au Café. Les bâtimens d’habitation & les usines assez compliquées pour secher, fermenter & travailler le café existaient, mais furent, ainsi que toute la plantation, agrandies & ameliorées par mon frère. Il eut de plus l’idée excellente, d’introduire aussi la culture du cacao, exigeant beaucoup moins de main d’œuvres & Travaux que le café, mais n’arrivant a produire que dix ou douze ans après sa plantation, terme très long pour l’impatience coloniale. C’est cette culture qui sauva le bienêtre de sa famille, lors de l’abolition foudroyante & sans dedomagement de l’esclavage. Mon Père n’approuvant pas l’emigration de mon frère, ne lui fournit pour cet achat aucun secours ; mon frère acheta en restant debiteur de tout le prix. Il avait donc a payer a la maison Jezler, qui lui avait avancé le capital d’achat, une somme annuelle d’interet a 7% de 7800 frcs. Le beaupère de mon frère se chargea de la motié de ces interêts, comme une partie de la dot de sa fille. Mon frère restait donc devoir par an 3900 frcs, plus la rente viagère de Mr May son oncle, de 2 Contos ou 6000 frcs, soit en tout 10000 frcs, de sorte, que les 10000 premiers frcs de rapport de la plantation etaient absorbés par les interêts a payer ; & le reste du revenu formait le budget de mon frère pendant les années ou il n’avait pas encor receuilli son heritage. Heritage receuilli entre 1866 & 1872.

Mon frère, apart les agrandissement de la Victoria, fonda a 12 lieues plus a l’interieur une nouvelle plantation, Salgado, a l’embouchure du Salgado dans le Cachoeira. Mais après beaucoup de peines, il dut l’abandonner, parce qu’elle ne plaisait pas a son fils Alberto, auquel il la destinait. Salgado fut echangé contre deux autres plantations a six lieues de la côte, l’une de 6000, l’autre de 2000 pieds de Cacao, plus d’autres terrains incultes.

Une de ces plantations appartient aujourdhui a Alberto & l’autre a ma sœur Elise. Les recoltes de café (…) souvent, & le cafier cesse de porter a 8 ans déjà Mieux c’ettait la cane a sucre, autant qui durait l’esclavage.

Par son epouse, Ferdinand avait de plus part au grand terrain des Sâ encor inculte d’Atalaja, ou il fit en 1876 une expedition de recolte de Piassava, qui compromit gravement la santé de son fils Alberto.

Après la mort de mon frère en 1887 la Victoria fut estimée comme suit Pour trois lieues carrées de terrain, cca 50 Kilom                                                                                                   carrés valeur de 40 Contos
Provision, bâtimens, machines - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - id 40 Contos
Valeur de 130 Noirs - - - - - - - - - - - - - - - -- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -  id 15 Contos
Total donc - - -- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 95 Contos
Ou environ 290000 frcs de France.

Cette estimation me parait insuffisante, & faite basse, pour eviter des trop fortes taxes de succession au Fisc Bresilien. Les noirs surtout sont estimes trop bas, peut-être en vue de l’emancipation qu’on prevoiait alors, sans cependant savoir, qu’elle deviendrait aussi desastreuse, puisque les Noirs furent liberés tout a coup en 1890, sans payer un sou ni a l’etat, ni aux propriétaires. Toute la recolte de café de cette an née pourrit sur les arbres ; il y eut des cas de suicide, & de folies par desespoir de familles de planteurs. Des gens riches se trouvaienr ruinés d’un jour a l’autre, obligés de faire eux même leur cuisine & de couper leur bois etc. Tout cela au fond sans necessité, par maladresse du gouvernement.

Un esclave vigoureux se payait 2000 Frcs ; c-a-d qu’on n’en vendait guère, mais les estimait ainsi en achetant une plantation.

La Victoria ne conserva que trois ou quatre Noirs, parmi les gens de la maison & une douzaine parmi les ouvriers, & ainsi put, grâce a ses plantations anciennes & déjà en rapport de Cacao, se maintenir pendent la crise. Depuis, il est devenu possible de retrouver des ouvriers, en leur payant les journées a un franc & demi, plus la nourriture.

Au premier moment, les noirs ne voulaient pas travailler du tout, pour qui que que soit. Le gouvernement leur donnait pour rien des terrains dans les forets vierges, ou ces noirs se faisaient de petites plantations, & vivaient contens.

Une mesure par l’aquelle la Victoria sut se procurer & se maintenir des ouvriers, fut l’establissement d’une espèce de boutique pour les noirs, ou ceux-ci trouvent sans cela qu’a grande distance, a des prix chers, en ville, chez des marchands qui les trompent. Ils viennent aussi apporter a la Victoria leur cacao brut, qu’on leur achète & fait ensuite secher dans les usines de la plantation.

Apresent la plantation se borne a la culture du cacao, dont mon frère avait peu a peu planté 200.000 pieds, environ a 1600 pieds par Hectare de sol. Les trois quarts de ces arbres ont per jeunes, parce que le terrain ne leur était pas assez humide. Le reste prospère, mais ne donne, pour la même raison, que des moissons inferieures en quantité. Une plantation de dix mille pieds de cacao, que mon neveu Fernando possède a quelques lieues de Victoria, & apellé Allegria, raporte, ditil, plus de cacao que les 50000 de la Victoria, a cause du bon sol de Allegria.  Le produit brut d’un arbre de cacao en cette dernière localité, est d’environ Quatre francs par an.

Fernando acheta cette plantation d’un vieux Portugais malade pour 12000 frcs ; on lui en a depuis offert 50000 frcs, mais in ne vend pas, & veut au contraire agrandir Allegria jusqu’à 50000 pieds de cacao. Pour mesurer Allegria & poser des bornes dans la forêt vierge qui y appartient, il fallut payer 2000 frcs, ou 16% du prix d’achat.

Aussi beaucoup de propriétaires negligent ce mesurage couteux. Les limites de Victoria se perdent aussi dans des forêts vierges non mesurées.

Le cacao, une fois en rapport continue de porter pendant plusieurs generations ; on connait des plantations de 80 ans toujours florissantes. Il lui faut un climat pleinement tropique & un sol gras profand & humide. Il donne un ombre epaisse, sous l’aquelle ne pouss aucune mauvaise herbe. On n’a d’autre peine, que de couiliir pendant toute l’année les fêves murissantes peu a peu, a sarcler & creuser autour des troncs & a sècher le cacao au soleil. Les acheteurs viennent a Ilheos & jusqu’à present, la demande exède le produit & les prix montent. Aujourd’hui le cours de change Bresilien est detestable ; car pour un Milreis, qui valait autrefois trois francs, on n’obtient plus aujourdhui qu’un franc a cause du disagio des banquenotes. Mais cela ne derange pas le debit du cacao, qui se vend en or.

En 1893 le fils ainé de mon frère, vint, après 22 ans d’absence faire une tournée en Europe, qu’il avait quittee 1871 comme etudiant. Il vient chercher guerison d’un mal aux reins qui le tourmente. C’est un homme vigoureux, de 40 ans, ressemblant beaucoup a son père, causeur & un peu brodeur comme lui, gai & aimable. Après la mort de mon frère en 1887, les enfans, 4 filles & 3 fils, se partagèrent les plantations & bâtimens, mais pas la grande surface de forêts vierges de Victoria, ni la maison & magazins a Ilheos, ou Fernando est membre de la municipalité. Alberto eut pour sa part la plantation Paradiso, cidessus mentionnée. Kerubino, absent a Rio dans sa position de chef-ingenieur du grand Railway Bresilien, & les quatre sœurs, remirent la gestion de leurs parts a Fernando, qui exploitait ces parts avec la sienne & avec sa propre plantation de Allegria. Pour tous, le cacao est la culture principale, presqu’exclusive. On cultive seulement encor les maniocs & autres Alimens domestiques. Queles petires surfaces sont amodiées a des nègres, anciens esclaves.

Les nègres de la plantation ont continués, après leur liberation, de se nommer selon leur ancien maitre- donc soit Steiger soit Fernando, pour la Victoria ; & ont aussi garde la coutume en rencontrant l’ancien maitre - s’il était bien vu – de lui demander comme salut sa benedictio. « La Bença, Señhor Yoyo ! Fernando regrettait l’abolition de l’Empire, parce que la bureaucratio en était devenue encor plus oisive & venale. Il venait d’arriver, que le gardes douaniers envoyés par le gouvernement de Bahia a Ilheos, afin d’y soigner les douanes, avaient eux même commis des vols avec infraction dans les magasins des marchands & avaient été traités de coups de fusils. Ilheus va, sur le conseil de Fernando se créer une garde municipale pour se proteger.

Kerubino eut aussi une emeute de ses ouvriers a vaincre, & dut pour cela faire venir des soldats avec leurs cartouches de Rio Janeiro. Heureux que ces soldats ne fissent pas cause comune avec les mutins, grâce a l’energie & tact de Kerubino, qui dut se contenter de renvoyer les mutins, après qu’ils eussent reparés le domage qu’ils avaient fait au batimens, sans autre punition. Fernando a aussi conservé auprès des noirs son titre de Yoyo c-a-d fils ainé du maitre.

Plusieurs des parens de la mère de Fernando vivent encor en voisinage de Victoria. Aucun des trois frères ne songe a se marier. Ils ont 38, 39 & 40 ans. Des quatre sœurs, l’ainée Libussa, née 1859, mariée 1879 au capitaine de vaisseau Italien, Joan Adami, est veuve sans enfans depuis 1883, La seconde, née 1860, epousa en 1886. Don Luigi de Magalhaes-Castro, des premières familles de noblesse Portugaise & en a trois filles. Il était en 1893 absent a Rio pour y entrer dans un bon emploi de l’Etat & s’etablira sans doute a Rio. Ces 3 fillettes sont apresent encor les seules petits enfans de mon frère.

La troisième souer, Julia, souvent demandée en mariage, & encor en dernier lieu par un voisin de grande famille fort riche & influent, est maladive & refuse tous ces offres. La quatrième, née 1864 parait avoir en dernier lieu perdu son cœur pour jeune Suisse, occupé dans la maison de banque de Jezler, & appartenant a l’aristocratie (Abseulement faux ! C’est un nommé Braem de Bülach, famille ouvrière que est mort à Davos au ronde l'anno 1903 laissant un fils et une fille – Le père de Braem était un armurier… - Notice au crayon de E. de Steiger ing). C’est singulier, de voir ces sœurs se marier si tardagées de 26 a 28 ans.

Voila l’image que Fernando me fit de sa famille. Ils sont grâce a Dieu tous en bonne position, vivent en bonne intelligence & se rendent utiles chacun de son Côte.

Marienberg Juillet 1893                  Albert Steiger

 



Freitag, 12. August 2016

??/??/1857 (Vater)

[A.    S. – 1857 Nach dem Kauf der Pflanzung]


[…] temps, que je ne T’ai écrit, malgré Tes deux lettres si affectueuses, malgré mon devoir comme fils de Te tenir au courant de ce qui me touche & de Te donner de temps en temps mi signe de vie, d’estime & de respet, malgré enfin toutes les règles de civilité & de procédés épistolaires. De sorte qu’il pourrait arriver, que ma lettre fût /mal interprété (…) affection/ y sont pour beaucoup & que c’est cette dernière presque exclusivement qui l’a dictée. – Hélas je commence à me sentir presque étranger à ma famille ce n’est qu’en évoquant les réminiscences de mon enfance, que je puis encore me figurer Ton extérieur, Ta voix ainsi que celles de ma Mère, de mon Frère & de mes Sœurs ; cette pensée m’émeut & m’humecte les paupières, car quoique j’ai toujours apprécié & chéri la vie de famille, ce n’est que maintenant après 9 ans de séparation de tout ce que j’ai de plus cher au monde que je puis en apprécier la juste valeur & que la séparation des Miens me met dans un vîde complet dans ce monde, (…) dans lequel je suis abîmé je travaillerai je tâcherai : Dieu me fera réussir ou échouer ; je suis prêt à subir ma destinée. (…)

Je crois oser affirmer, que, si d’un côté je n’ai point à me plaindre de mon sort d’un autre côté il m’est permis de ne pas le trouver des plus bénignes ; il est si triste d’être seul, quoique entouré d’individus ; être, à mon âge, privé de tout appui, de tout conseil rationel & desinteressé de tout encouragement & stimulant moral ; soutenir une lutte continuelle à l’extérieur à la plantation & contre mes propres penchans ; puiser toute la force, toute la résignation, toutes les connaissances nécessaires dans sa propre énergie & moral, sans jamais rencontrer une main secourable pour soutien quand on fléchit & qu’on bronche – est une tâche qui n’est pas audessus des forces humaines, mais est une tâche rude & fatigante, qui exige une force de volonté, une abnégation de soi-même & une patience que je ne possède pas encore on degré voulu. Peut-être le bon exemple & le sang que je Te dois me perfectionneront – ils au jour.  

Je Te demande pardon si je ne réponds pas d’une manière précise & circonstanciée à Tes lettres ; je crains devenir trop prolixe & (…) à Mr. May, qui à payer 18 francs de port pour ma dernière lettre ; (…) ces deux dernières années je lui ai écrit 10 lettres dont une de 22 pages, d’autres à 18, 14 & le reste à l’avenant.

Tu fais l’observation que je ne sais pas encore décidé quel culture serait ici la plus avantageuse du café, du cacao ou du sucre, Tu remarques, & avec raison que je vascille dans mon oppinion, penchant tantôt d’un côté tantôt d’un autre. Or comme il me tient à cœur de Te montrer que, malgré ma légerté habituelle, je n’ai pourtant pas tout à fait perdu mon temps, & que outre cela l’exposé que je vais Te faire Te donnera en même temps un juste apperçu de l’état dans lequel j’ai mis la plantation Victoria & dans lequel je comte la mettre si j’y reste, je m’entendrai peut être un peu trop sur cette matière. – Dabord, point de départ ; l’agriculture brésilienne n’est que de l’empyric ; le cultivateur rationel tâtonne & essaie ; le cultivateur irationel (cad. Le Bresilien) maintien son status quo. Ni le Brésilien, ni l'Éuropéen font des expériences pour tirer leur conséquences & rechercher les causes & les effets pour ensuite, au moyen de la logique réunir le tout en un système : le premier ne le fait pas par ignorance & indolence, le second parce qu’il est trop pressé de faire valoir ses capitaux afin d’arranger son magot & se retirer dans sa patrie. La théorie étant fille de la pratique & celle-ci étant une mère stérile dans ce magnifique pays le cultivateur ne peut avoir recours, comme en Europe, au savoir da'autrai par le moyen de livres, fréquentation d’écoles agricoles ect. Cèci posé j’entre en matière.

Si j’ai énoncé l’oppinion que la culture de la canne à sucre serait la plus avantageuse, thèse générale, je crois avoir raison, car il n’est aucun doute que nos latitudes de 10 à 20 degrés sont les plus propres pour sa prosperité, à telle enseigne que, pour favoriser cette culture les établissemens sucrier de la province de Bahia & avoisinantes jouissent de privilèges analogues à ceux des anciennes seigneuries féodales, auxquels privilèges les autres établissemens, quelques considérables qu’ils soient, n’ont aucun droit. Cépendant les sucres ayant depuis plus de trois ans souffert une baisse constante & les cafés ayant haussé de prix considérablement il en résulte que cet avantage de prix non seulement compence mais exède même la valeur qui pourrait être produite par le desavantage du clima pour le café. La proportion des prix étant autrefois du sucre au café comme 2 ½ : 3 s’est changé maintenant en 2 : 4. Outre cela la plantation Victoria étant établie sur de vastes bases, avec profusion de tout le coûteux matérial necessaire à la préparation du café, les esclaves étant habitués & experts dans ce service & un changement complet d’une exploitation de café en une sucrière exigeant des frais considerables, je serais aujourd’hui le premier à m’opposer & à desapprouver un semblable changement. Le café & le tabac (qui n’est guère avantageux que pour le petit cultivateur) sont aujourd’hui les denrées d’exportation de nos ports les plus lucratifs & plus recherchés. Le Cacao, pour lequel je me sentais autrefois une aversion assez puérile du reste, parce que jusqu’àprésent il n’a été l’objet des soins que des plus pauvres cultivateurs, & que je serai peutêtre le premier qui le cultivera sur une grande échelle, n’est pas ma plante favorite, je la considère comme un mal nécessaire pour le planteur de café, mais comme j’aime au bien faire ou ne rien faire, cette fève a été ces derniers temps l’objet de ma sollicitude toute particulière, de sorte que grâce à d’inombrables essais, à des soins & des observations minutieuses, je suis parvenu en perfectioner la qualité au point à en obtenir constantement 20 – 25% plus que tous les autres cacaos sur la place de Bahia & notre correspondent me promet sous peu des prix encore plus avantageux au cas que je continue à m’appliquer au perfectionement de cette fève, ce que je compte bien faire & au cas que j’expédie des quantités plus considerables, ce qui pourre donner une impulsion favorable au négoce de cacao, assez négligé & insignifiant jusquaprésent. Moyenant le système que je me propose de suivre à légard de la culture simultanée du café & du cacao, système, qui a été honoré du suffrage complet de Mr. May, les récoltes de cacao à Victoria vont malheureusement aller en augmentant jusqu’à linfini ; je dis malheureusement parce que, mes forces étant limitées & ne pouvant être augmentées d’aucune façon, il en résulte que le développement de la culture du cacao se fera aux dépens de celle du café, de sorte que, la valeur du café étant àpeuprès du double de celle du cacao, il résultera nécessairement une diminution des revenus de la plantation. Mais comme entre deux maux il faut toujours choisir le moindre je me resigne de bonne grace à planter du cacao, en procédant de la manière suivante :

Le cafier, qui, dans les provinces de Rio Janeiro, S. Paulo, Rio grande, rest en plein rapport pendant 20 – 25 ans ne vit chez nous guère plus de la moitié & terme moyen on ne peut compter sur son plein rapport que pendant 6 ans, savoir de sa 3ème année jusqu’à sa 8ème. La dixième, rarement sa douzième année révolue il sèche & dépérit & ce qui était une caféière devient ce que nous appelons ici une Capoeira c. a. d. une bruière inextricable formée par d’inombrables plantes parasites, arbustes, chardons ect, dont les semences emportées par le vent & les oiseaux dans les cafeières voisines y causent du préjdice en propagent leur espèce jusqu’à menacer les cafiers ; - qui pululent de toute sorte de vermine, d’imondices & d’animaux plus ou moins dangereux ou pernicieux, dont le pire est la fourmi ce fléau du cultivateur brésilien, qui ravage des plantations entières, ne respectant aucune plante, excepté la canne à sucre, qui habite des souterrains & des édifises de dimensions monstrueuses & auxquelles il faut, bon gré mal gré céder la place qu’elles se sont appropriée, vu l’impossibilité de les extirper systematiquement dans leurs repaires situés quelquefois à 25 pieds sous terre sur une étendu de plusieurs 100 pieds en long & en large. L’existence de ces Capoeiras, à ce qu’il est aisé de voir, doit donc être évitée à tout prix sur tout établissement, qui n’est pas sucrier & pour cette fin je ne connais que deux moyens : changer la cafèiére dépérissante ou en pâturage ou en cacaoière ; le premier moyen n’est efficacement applicable que dans les contrées du centre où l’élévation de bétail & de chevaux est très-productive, tandis que dans nos parages du litoral ils ne prospèrent aucunement ; nous sommes donc obligé de demander son ombre vénéneuse & ses fortes racines au cacaoier pour nous proteger contre l’invasion des fourmis, serpents, mauvaises herbes & le reste. – Le cacaoier nécessitant 5 – 6 ans pour compléter sa crue & son dévelopement il sera donc avantageux de le planter dans la caféière lorsqu’elle est dans toute la vigueur de sa végétation c. a. d. quand elle aura de 5 – 7 ans, parce que le cacao grandissant à l’ombre du café (condition essentielle pour sa bonne venue est un frais & épais ombrage) sans lui causer le moindre préjudice les premières années, se développe, s’elève & entre en rapport au fur & à mesure que le café suit la route opposée c. a. d. qu’il dépérit.

De cette manière quand le cacao a atteint sa cinquième année le café est tout à fait mort par suite de décrépitude & celui qui ne le serait pas pour ce motif périrait imédiadement après s’être trouvé sous l’ombre du cacao, ce qui n'est pas très-reconnaissant de celuici qui a été élevé à l'ombre du café. Ainsi sur les débris d’une plantation débile s’en élève une autre fraîche & vigoureuse, tandis que le planteur n’a d’autre travail que de semer les fèves de cacao entre les cafiers, les frais de sarclage & d’entretien de la plantation étant les mêmes, tandis que s’il attendait l’extinction complète de la végétation du café pour ensuite semer son cacao il serait obligé de sarcler & d’entretenir pendant 4 ans le terrain jadis caféière sans aucun profit & de planter des cotoniers, du manioc ou du Palmachristi autoye des jeunes cacaoiers pour les ombrager, ce qui ne laisse pas que d’absorber une bonne partie des sucs du terrain, qui étant plus ou moins découvert conserve toujours une certaine tendence à se couvrir de Capoeira.

Le cacaoier dure jusqu’à un siècle & peut être davantage & quoiqu’il rapporte le plus de sa 5 – 15ème année il ne discontinue jamais d’être plus ou moins chargé de fruits. Par cette combinaison je suis arrivé au point de conserver continuellement en culture le terrain, qui à été conquis sur la forêt vierge la cognée à la main, sans imiter l’usage brésilien de laisser en friche le terrain usé dont les maudites Capoeiras fout l’attribut infaillible de sa plantation. Ainsi en abattant tous les deux ans une portion de forêt d’environ 80 000 mètres carrés, qui est dabord plantée de café & 5 ans après en cacao, j’obtiendrai peu à peu l’état de cafiers & cacaoiers demontré dans le tableau si joint. Par ce tableau il est facile de voir que j’aurai toujours 4 Roças (le terme roça signifie une plantation de végétaux quelquonques, equivalant à la parole champ en Europe : champ de froment, champ d’avoine, champ de colza, champ de pommes de terre – roça de café, roça de canne, roça de tabac ect.) de café en produit du contenu de 12 à 20 000 pieds de café. A mesure que les anciennes meurent les nouvelles entrant en rapport, selon une disposition analogue à l’échiquier tactique. Cependant comme le nombre des cafiers que je dois soigner reste à peu près stable, tandis que celui des cacaoiers va en progression continuelle, & comme je ne puis augmenter mes forces d’aucune manière, il pourrait paraître que ce comte soit basé sur des principes fautifs ; c’est pourquoi il est indispensable, que je fournisse les renseignemens suivans : Une Roça de cacao de sa 14ème année n’exige plus aucun traîtement, les ramifications des arbres s’entrelacent de telle sorte, qu’elles ne laissent aucun espace pour la pénétration des rayons du soleil, de sorte qu’il n’y a plus de sarclage & autres soins nécessaires, la propriété du cacao de ne laisser croître aucun végétal dans son voisinage.

De sorte que si mon système était suivi par mes successeurs, les forêts vierges de Victoria pourraient être changées en bosquets de cacao, dans le cours de siècles ; d’autant plus que la préparation du cacao n’exige ni machines, ni main d’œuvre, ni temps, qui vaillent la peine d’être mis en consideration. – Ce ne sera donc que dans un temps encore fort éloigné que la culture du Cacao préjudiquera celle du Café sur la plantation Victoria, un temps de 4 lustres, au-delà daquel il n’est guère permis d’étendre ses calculs, dans un pays au berceau comme l’est le Brésil : dans un pays sujet aux commotions politiques & aux réformations sociales plus qu’aucun autre. D’abord l’émancipation des nègres, qui tôt ou tard doit avoir lieu, & qui plongera le Brésil dans la plus affreuse misère, car le brésilien ne travaillera jamais de ses propres mains, & quant à l’emigration d’ouvriers européens il ne faut plus y songer après les inombrables essais qui ont été faits & qui ont tous complétement échoué contre la malveillance, la stupidité & la jalousie des gens mêmes, qui devait faire tout leur possible pour la prosperité de ces colonies. Un autre danger qui ménace le Brésil se trouve dans l’esprit toujours mécontent, toujours révolutionaire & avide de changemens & de bouleversemens de ses habitans. Ils veulent abseulument reverser la monarchie & etablir à sa place une confédération republicaine, composée de 30 républiques, qui sont actuellement les 20 provinces de l’empire du Brésil, à l’instar des républiques de l’Amerique centrale & de celles du Rio da Plata, ou si ou aime mieux à l’instar de notre Suisse de glorieuse mémoire & de piteuse apparence actuelle. Les révolutions ici ne se font pas aisement, quoique le pouvoir exécutif soit tout à fait impuissant, mais le Brésilien est trop indolent & commode pour s’émouvoir facilement. Au reste le gouvernement républicain ne sera ni meilleur ni pire que le monarchique. Ses fonctions se bornent uniquement à percevoir des droits monstrueux sur l’importation, sans pour cela créer des manufactures des fabriques, de l’industrie dans le pays ; nos sucres vont brutes en Europe pour en revenir raffinés, de même les cuires & tout autre objet ; les mines d’or & de diamants sont exploitées par des compagnies anglaises ; l’argent, le fer, le cuivre restent enfouis sous terre ; l’Européen, qui moyenant ses connaissances, son activité & ses capitaux pourrait donner une impulsion salutaire à l’industrie & à l’agriculture est persécuté, vexé & entrâvé de toute manière. De petits magistrats pululent dans toutes les villes, avec des appointemens presque nul, avec moins moins de probité, de conscience & d’instruction encore, ne se trouvant sous aucun contrôle du gouvernement central, excercent système de pillage & de tryranie révoltans, à moins qu’ils n’aillent se frotter contre quelque riche brésilien, (ce dont en général ils se gardent lieu) qui règle promptement leur compte au moyen d’un coup de fusil ou de poignard. – Pas question de routes de communication, de ponts, de canaux, d’édifices ou de fonds publics, de police ect.

Tous les revenus (la douane de Bahia donne terme moyen 500 millions de francs par an, vont à Rio Janeiro & y restent, sauf les appointemens exigus que reçoivent les vampirs que le gouvernement de Rio lâche sur les provinces, sous titre de magistrats. Qu’un pareil état des choses fasse désirer un changement de gouvernement est naturel, cependant ce n’est pas ce qui, inspire nos révolutionaires. Tout comme chez nous ; chacun convoite un emploi lucratif & n’espère l’obtenir que par un bouleversement général, qui lui permettra de remplir ses poches sous prétexte de faire la félicité du pays. Et les rares personnes moins interessées & plus honêtes s’en prennent injustement au gouvernement tandis qu’ils ne derraient s'en prendre qu'à la corruption à la paresse & à l'ignorence de les compatriotes, ce qui les amènerait à la conviction que des institutions libérales sont aussi déplacées au Brésil que dans une étable de pourceaux, & que la constitution qu’il lui faudrait est celle des Kosaques, du Knout & de la Sibérie, pour enseigner à ses habitans à travailler d’abord, à s’instruire ensuite, & enfin seulement à s'occuper des interrêts de leur patrie & à commencer sa régénération. (…)